Aktuelle Ausgabe

Titel Mai 2025

Liebe LeserInnen,

alles Neue macht der Mai, sagt der Volksmund. Na, da bin ich doch mal gespannt und lass mich gern positiv überraschen!

Und da ist es auch schon passiert: Es gibt Neues und Positives von Vonovia SE! Die Wohnungsgesellschaft hat kürzlich mit der Organisation HILA einen Kooperationsvertrag abgeschlossen. HILA steht für Housing First für Frauen* in Freiburg und wird vom Diakonischen Werk Freiburg getragen. Nachdem Vonovia bundesweit schon mit mehr als 40 Trägern zusammenarbeitet und auf diese Art und Weise bereits mehr als 700 Wohnungen vermittelt hat, kam die Freiburger Zusammenarbeit eher zufällig zustande, durch einen Flyer der Diakonie, welcher in der Post des Wohnungsgiganten lag. Dann ging alles sehr schnell und scheinbar auch ohne große bürokratische Hürden, denn die erste Wohnung ist schon an eine Frau vermittelt. Dass ausgerechnet Vonovia, oft wegen hoher Mieten und fehlender Sozialverantwortung kritisiert, nun mit einem solchen Projekt aktiv wird, ist bemerkenswert. Ob dahinter echtes Umdenken steckt oder Imagepflege, bleibt offen.

Und das soll kein Einzelfall bleiben, die Wohnungsgesellschaft will jährlich mindestens 15 Wohnungen für Frauen in Wohnungsnot bereitstellen. HILA vermittelt die Frauen, berät sie und unterstützt sie beim Einzug. Ziel des Projekts ist es, Frauen so schnell wie möglich aus der Wohnungsnot zu holen und in ein eigenes Zuhause zu bringen. Und das Ganze ohne den üblichen bürokratischen Stress mit diversen Übergangslösungen. Obwohl ein weiteres Sprichwort besagt, man solle den Tag nicht vor dem Abend loben, finde ich das Projekt gut, vor allem weil es beweist, dass es Lösungen gibt, wenn man wirklich will!

Jetzt komme ich zu einem Problem, das weder neu und schon gar nicht positiv ist, ich meine den Essenstreff und den Umgang mit seinem Gründer. Der Streit zwischen altem und neuem Vorstand wird ja schon seit einer Weile öffentlich ausgetragen und jeder kann sich seine Meinung dazu bilden, oder eben auch nicht. Doch dass es so eskaliert, dass Horst Zahner in „seinem“ Essenstreff Hausverbot bekommt, ist ein starkes Stück! Auch wenn sich das jetzt pathetisch anhört, da wird gerade ein Denkmal demontiert! Ich lebte 1994 selbst auf der Straße, als Horst Zahner seinen ersten Essenstreff gründete. In der kleinen, winzigen Kapelle hinter dem Josefskrankenhaus. Er sagte mir damals, es ist wichtig, dass der Mensch täglich etwas zu essen hat. Und er sagte weiter, der Mensch soll auch in Würde essen können und nicht in einer Warteschlange abgefertigt werden. Das hat mich damals schwer beeindruckt und tut es bis heute! Er hat den Essenstreff mehr als 25 Jahre nach dieser Maxime geleitet und hatte eine zufriedene Kundschaft, denn 130 Essen pro Tag sprechen da wohl für sich. 

Nun mag jeder seine Meinung über Horst Zahner haben, eines ist aber unbestritten, dass es ihm in den ganzen Jahren seiner Tätigkeit im Essenstreff wirklich um die Wohnungslosen ging. Das, was er mir vor mehr als 30 Jahren erzählt hatte, war für ihn nicht nur Gerede. Da kann man sich ja auch bei den Betroffenen umhören, die täglich zum Essenstreff pilgern. Ich bin mir sicher, da würde man nichts anderes hören. Dass er jetzt Streit mit seinem Nachfolger hat, ist bedauerlich, aber meiner Meinung nach kein Thema für die Öffentlichkeit. Denn damit kann man keine SpenderInnen motivieren, was aber für den 

Essenstreff eminent wichtig ist. Vor allem sind die Vorwürfe gegen Zahner, Täuschung, Betrug etc., allesamt widerlegt, sodass der Wirbel noch weniger zu verstehen ist. Horst Zahner hat sehr viel Zeit, Kraft und natürlich auch Geld in diese Einrichtung gesteckt, man kann eigentlich von „seinem Lebenswerk“ sprechen. Und ich bin der Meinung, das sollte man ihm auch lassen! Ohne ihn würde es in Freiburg keinen Essenstreff für Obdachlose geben! 

Jetzt wünschen wir Ihnen wie immer viel Spaß beim Lesen – und bleiben Sie guter Dinge!

Carsten