März 2024

Liebe LeserInnen,

ich sitze hier in meinem Wagen, habe Tür und Fenster auf und genieße Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen. Da macht das Schreiben des Vorworts doch gleich mehr Spaß!

Weniger Spaß machte mir eine Nachricht, die ich erfuhr, als ich letztens auf dem Weg in unsere Redaktion war. Das „Café Satz“ und „S‘Einlädele“ im Stühlinger schließen im März. Das ist schade, gehörten doch beide Einrichtungen fest zum Stühlinger dazu.

„Café Satz“ repräsentierte irgendwie auch die Gemütlichkeit, die den Stadtteil immer noch prägt. Auch für mich persönlich gibt es Konsequenzen, denn wie oft habe ich mir in dem kleinen Café noch schnell meinen Kuchen geholt, bevor ich nach Hause fuhr. Auch in dem kleinen Bücherladen am Café habe ich ziemlich oft herumgestöbert und meistens etwas gefunden. Der war zwar echt sehr klein, aber mir hat es darin gefallen. Man hatte Ruhe und Zeit, sich etwas herauszukramen, und konnte dabei noch gemütlich einen Kaffee trinken. Zwar habe ich noch mehr als genug Bücher daheim herumliegen, die ich noch lesen will und soll, aber das Herumstöbern in dem kleinen Bücherladen wird mir fehlen.

Ein Café soll es laut Hauseigentümern wohl dort wieder geben; wie es ankommt, wird man sehen. Für das „S‘Einlädele“ gibt es noch eine minimale Hoffnung, dass es bleiben kann, da laufen noch Gespräche. Der Laden lag natürlich sehr günstig, direkt an einer gut frequentierten Tram-Haltestelle in einem bunten Stadtteil. Hauptbahnhof und Innenstadt nicht weit entfernt, über mangelnde Kundschaft konnte man sich nicht beklagen. Und wie für den Stühlinger nicht ungewohnt, kommt ein großer Teil des Geschäftserlöses einem guten Zweck zugute, der Ukraine. Und das übrigens schon lange vor dem Überfall Putins. Es bleibt zu hoffen, dass es für beide Einrichtungen eine adäquate Lösung geben wird!

Kommen wir zu etwas anderem, zur Freiheit. Wir haben sie laut Verfassung zugesichert. Vor allem die Pressefreiheit ist uns ein hohes Gut. Jedenfalls wird das bei jeder Gelegenheit betont. Wir sind auch immer schnell dabei, uns aufzuregen, wenn es in anderen Ländern anders gehandhabt wird. Wir gehen auf die Barrikaden, wenn in Russland, China, Weißrussland und anderswo Regimekritiker mundtot gemacht werden, wenn sie verfolgt, eingesperrt und vielleicht sogar ermordet werden. Dann stellen wir uns hin, verteidigen die KritikerInnen und klagen die Unrechtsregierungen an. Das ist gut und richtig so!

Nur warum trauen wir uns das nicht, wenn es um die USA geht? Warum traut sich kein politisches Schwergewicht in Europa, einmal aufzustehen und die USA anzuklagen? Wegen Verletzung der Menschenrechte, wegen Missachtung der Presserechte und der Meinungsfreiheit? Denn wie anders soll man das bezeichnen, was die USA im Fall Julien Assange veranstalten? Der wird auf Betreiben der Amerikaner weltweit mit Haftbefehl gesucht. Bei Ergreifung kommt er in den USA vor Gericht, wo ihm dann eine Haftstrafe von bis zu 175(!) Jahren droht. Assange hat niemanden umgebracht, niemanden vergewaltigt und er hat auch keine Bank ausgeraubt. Ja, er hat ja nicht einmal seine eigene Meinung öffentlich gemacht! Das Einzige, was Julien Assange „verbrochen“ hat ist, er hat unwiderlegbare Beweise für Kriegsverbrechen der USA vorgelegt. Für die USA ist das Verrat!

Doch wie kann das sein? Assange ist kein Amerikaner, also ist er den USA gegenüber zu nichts verpflichtet. Als Journalist aber ist er der Öffentlichkeit gegenüber verpflichtet, die Wahrheit zu sagen oder zu schreiben. Und nichts anderes hat er gemacht. Das darf nicht strafbar sein! So richtig es ist, die Kriegsverbrechen von Putins Truppen in der Ukraine zu verfolgen und die Täter vor Gericht zu bringen, genauso richtig muss es sein, amerikanische Kriegsverbrechen zu verfolgen und auch hier die Täter vor Gericht zu stellen. Noch dazu, wenn man so exakte Beweise in Wort und Bild vorliegen hat.

Im Moment läuft in Großbritannien ein Gerichtsverfahren, in dem es darum geht, Assange in die USA auszuliefern oder nicht. Ich habe keine Ahnung, welche Richter aus welchen Beweggründen dort entscheiden werden, wie es mit Assange weiter gehen wird. Liefert man ihn aus, wird man ihn nie wieder sehen. Mit einer Freilassung wäre der Gerechtigkeit gedient. Denn dann hätte man die Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen. Statt mit dem Verkünder der Wahrheit könnte man sich endlich mit der Wahrheit selbst beschäftigen. Man könnte seine Beweise überprüfen, einem internationalen Gericht vorlegen und die Schuldigen bestrafen.

Dann muss man sich auch nicht mehr so falsch und verlogen vorkommen, wenn man andere eines Kriegsverbrechens beschuldigt. Ich wünsche mir von der deutschen Regierung, dass sie endlich mal den Mut hat, so etwas in der Öffentlichkeit zu sagen und dann auch dazu zu stehen!

 

So, das war es schon wieder für heute. Wir wünschen Ihnen, liebe LeserInnen, wie immer viel Spaß beim Lesen und beim Rätseln und einen schönen Start in den Frühling!

 

Carsten