Liebe LeserInnen,
der Herbst ist da, mit allem, was ihn so ausmacht. Die Bäume sind bunt, der Waldboden ebenso und die Sonne scheint momentan auch. Sieht echt toll aus, wenn ich hier aus meinem Wagenfenster schaue!
Allerdings gehört zum Herbst auch, dass es draußen ziemlich feucht ist und vor allem, dass es kälter wird. Für Obdachlose sind jetzt wieder schlimme Zeiten angebrochen. Da kann der Herbst noch so romantisch daher kommen, dafür haben die Menschen auf der Straße keinen Blick übrig. Natürlich wird jetzt und später im Winter wieder an verschiedenen Stellen Hilfe angeboten für Menschen, die ohne Obdach leben müssen. Es wird wie im letzten Jahr einen Kältebus geben, es wird Notübernachtungsplätze geben und es werden auch wieder Schlafsäcke und warme Kleidung angeboten. Das wirkliche Problem der Menschen ist aber, dass sie keine Wohnung haben. Natürlich sind all die Hilfen nützlich und gut gemeint und die wohnungslosen Menschen sind bestimmt dankbar dafür, doch am dringendsten gebraucht werden endlich Sozialwohnungen, sonst kommen wir nicht weiter! Und das Problem steht in jedem Winter wieder an.
Deshalb war ich erfreut, als ich vor ein paar Tagen in der BZ las, dass die Stadt in Freiburg St. Georgen ein vierstöckiges Wohnhaus mit Mietwohnungen für Obdachlose bauen will. Bemerkenswert ist, dass es nicht wieder ein Wohnheim werden soll, sondern tatsächlich 20 bis 30 Mietwohnungen für Obdachlose. Diese sollen aus den verschiedenen Wohnheimen, die es in Freiburg gibt, in das neue Haus einziehen. Mit Schmunzeln las ich dann weiter, dass die Kommunen nach Polizeirecht sowieso verpflichtet sind, obdachlosen Personen eine Unterkunft anzubieten. So wie das in der Zeitung stand, könnte man meinen, das hätte die Stadt eben erst erfahren. Aber Spaß beiseite, das Projekt ist eine gute und wichtige Sache. Ich wünsche der Stadt viel Erfolg damit. Am meisten würde ich mir aber wünschen, dass es kein Einzelprojekt bleibt!
Keinen Sinn für Romantik im Herbst oder Winter oder überhaupt hat Christian Lindner. Denn was der Herr Finanzminister von der FDP diesmal losgelassen hat, ist in meinen Augen eine Verspottung von Menschen in sozialen und finanziellen Notlagen! Lindner will wieder mal Geld einsparen, ist nichts Neues. Doch er will nicht etwa die Reichen endlich höher besteuern, nein er will sich das Geld von den Empfängern von Bürgergeld holen. Und zwar bei der staatlichen Aufwendung für Unterkunft und Heizung. Bisher zahlen Staat und Kommune pro Person etwa 360 Euro, die Miete sollte zwölf Euro pro Quadratmeter nicht überschreiten. Lindner will nun aber, dass die Leute deutschlandweit statt einer Erstattung der tatsächlichen Kosten eine Pauschale bezahlt bekommen. Wie hoch die sein soll, steht bis jetzt nur im Lindner-Universum. „Dann können die Leistungsempfänger entscheiden, ob sie eine kleinere Wohnung beziehen und wie sie heizen“, sagte der Minister. Und weiter freut er sich: „Ich glaube, dass wir hier Milliarden Euro einsparen können“. Also, wenn BürgergeldempfängerInnen die Miete erhöht wird und seine Pauschale dafür nicht ausreicht, dann ziehen sie halt einfach um?! Außer Christian Lindner weiß inzwischen wohl jeder in Deutschland, dass es kaum Sozialwohnungen gibt im Land. Weder große noch kleine! Und wenn die Pauschale nicht fürs Heizen reicht, egal, dann bleibt der Ofen aus! Ich finde das menschenverachtend, was Lindner da von sich gegeben hat. Eine Frage hätte ich aber doch noch an Lindner: Bei der vorletzten Regierungsbildung haben sie die Koalitionsgespräche platzen lassen, mit den Worten, lieber gar nicht regieren, als schlecht regieren! Warum machen sie es diesmal anders? In dieser Ausgabe finden Sie ein paar Alternativen, wie man trotz anhaltender Krisen harmonisch leben kann.
Für heute war es das mal wieder, wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und bleiben Sie gesund.
Carsten
UNTER ANDEREM IN DIESER AUSGABE:
• Modern Times
• Utopische Räume als reale Räume
• Fairplay im Straßenfußball
• 900 Jahre Armut in Freiburg (Teil 43)
• Verkäuferin Anne
• Buchtipps von utasch
• Stadt-für-Alle-Nachrichten
• Cybercrime im digitalen Zeitalter
• Wohnen ist ein Menschenrecht
• Kochen: Kässpätzle-Auflauf mit Wirsing
u. v. m.
Anm. d. R.: Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von Dirk, der nach vielen Jahren als geschätzter Verkäufer beim EDEKA im Stühlinger von uns gegangen ist. Seine freundliche Art und sein herzliches Lächeln werden uns allen fehlen.